Die Depression ist auch in Bayern auf dem Vormarsch

Immer mehr Menschen erkranken an Depression. Allerdings werden die Probleme nur bei wenigen Betroffenen wirklich erkannt und richtig behandelt. Das hat oft tragische Folgen. Daher läutet die Kaufmännische Krankenversicherung KKH inzwischen die Alarmglocken. Sie ließ mitteilen, dass die Anzahl der Einwohner Bayerns, die wegen Depressionen ambulant oder stationär in Behandlung sind, drastisch zugenommen hat. Laut der Versicherungsdaten der KKH sei die Anzahl der Betroffenen zwischen den Jahren 2006 und 2016 um ganze 46 Prozent gestiegen.

Das Phänomen beschränkt sich aber nicht auf diesen Versicherer oder gar Bayern. Der Anstieg ist in der ganzen Welt so stark, dass nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation schon 2030 Depressionen Herzerkrankungen und Verkehrsunfälle als häufigste Ursache für Tod und chronische Behinderungen überholen werden.

Ein Phänomen in der gesamten Bevölkerung

Auch Professor Martin Keck, Direktor und Chefarzt im Max-Planck-Institut für Psychiatrie und Vorstand des Münchner Bündnisses gegen Depressionen, bestätigt diesen Anstieg. Jedes Jahr erkranken rund 5,3 Millionen Deutsche an einer Depression und brauchen Hilfe. Dabei äußert sich das Problem nicht bei jedem gleich, und keiner ist davor gefeit.

Gründe für Depressionen gibt es viele. Dabei sind zum Beispiel genetische Veranlagungen relevant, aber auch Umweltfaktoren. Ebenso ist man sich heute eher seines psychischen Zustandes bewusst und es gibt weniger Stigmata um psychische Erkrankungen.

Alle Psychologen sind sich aber auch einig, dass die moderne Lebensverhältnisse zu dem Anstieg beitragen. Keck sieht Depression beispielsweise als Folge von Stress. Dieser nimmt gerade im Arbeitsleben zu, wo die Belastungen höher werden und man ständig erreichbar sein muss. Mit der Digitalisierung kommt hier mehr Multitasking, sodass die Aufgaben verdichtet werden. Das ist psychisch sehr anstrengend und gerade als Dauerzustand sehr schädlich.

Wenn man nicht mehr abschalten kann

Depressionen werden oft durch Rastlosigkeit angekündigt. So sollten die Alarmglocken schrillen, wenn man nicht mehr abschalten kann. Auch Schlafstörungen kommen häufig vor, sodass man durch Schlafmangel zusätzlich erschöpft ist. Körperliche Symptome können zum Beispiel Verspannungen, Rücken- und Kopfschmerzen sein.

Später kommen dann die charakteristischen Symptome zum Vorschein. So kann man sich über wenig freuen, hat keinen Antrieb und fühlt sich traurig. Man fühlt sich wertlos und schuldig und sieht in der Zukunft nichts Positives. Auf diese Weise entsteht ein Tunnelblick, sodass man nichts Positives mehr im Leben wahrnimmt.

Worst Case: Suizid

Wer nichts Positives an seinem Leben mehr findet, denkt schnell daran, es zu beenden. Suizidgedanken zählen zu den häufigsten Symptomen einer Depression. Stündlich gibt es in Deutschland einen Suizid – die meisten Betroffenen litten vorher vermutlich unter Depressionen.

Die Therapie für eine Depression ist inzwischen zwar recht weit entwickelt, aber nur wenige Patienten genießen wirklich die angemessene Therapie. Keck schätzt, dass das nur etwa zehn Prozent der Erkrankten sind. Er weiß genau, wie viel die richtige Therapie ausmachen kann. Mit einer guten Therapie sagen bald auch Patienten, die schon einen Suizidversuch unternommen haben, dass sie ihre Beweggründe damals nicht mehr verstehen. Daher setzt sich Keck mit dem Münchner Bündnis gegen Depression für Prävention, Früherkennung und mehr Therapieplätze ein. So hoffen sie, die Volkskrankheit Depression wieder zum Rückzug zwingen zu können.

Die richtige Vorbeugung gegen Depression

Keck benennt mit der richtigen Ernährung, viel Bewegung, gutem Stressmanagement und kognitivem Training vier Maßnahmen gegen Depression. Er empfiehlt eine mediterrane Kost mit Fisch, Gemüse und wertvollen Ölen für eine gesunde Psyche. Zudem sollte man sich viel bewegen; rund 10.000 Schritte am Tag sollte man anstreben. In jeder Phase seines Lebens sollte man versuchen, explizit freie Zeit einzuplanen. Zudem sollte man sich immer genug Zeit für Schlaf nehmen. Auch Kontakt zu Freunden und der Familie wird empfohlen. Zur Einstellung kann man sich auch auf anstrengende Lebensphasen durch Planung mental vorbereiten.

Wenn die Prävention nicht funktioniert, kann man sich auch an diverse regionale und nationale Organisationen wenden. Dazu zählt zum Beispiel das Info-Telefon Depression der Deutschen Depressionshilfe. Unter 0800 / 3344533 kann man dort montags, dienstags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr sowie mittwochs und freitags von 8:30 bis 12:30 jemanden erreichen.